Uwe Stöß – Werkstattlesung

Worte in der Werkstatt müssen nicht immer flehentlich um einen Termin bitten oder bedauernd das Ende des geliebten fahrbaren Partners verkünden. Dachten sich die Kleinen Meister vom KFZ-Service und Reifendienst

in der Alfred-Kästner-Straße und luden zur Lesung. Die Hebebühne zur Lesebühne gemacht, das Werkzeug zum feierabendlichem Stillleben gebannt, Häppchen und Wein und natürlich die avisierten Geschichten – das wollten sich rund fünfzig Neugierige an diesem Freitagabend nicht entgehen lassen. Und sie taten richtig daran.

Uwe Stöß – in Hochleseform – bannte nun seinerseits. Ganz still wurde es in der Lesestatt, als er anhob, die Geschichten aus seinem früheren Leben zu erzählen. Vom Sandmann, der, wie immer trunken, auf dem Berg aushaucht und die letzten traurigen Groschen an den ebenso trunkenen wie traurigen Kumpan nicht mehr mit warmen Händen gibt, von einem, der aus Liebe zu einer längst von ihm entfernten Tochter den eben verlassenen Knast gegen den Knast eintauscht, von dem Penner, der seinem toten Straßenkameraden, die zwei Euro in die Hände drückt, die er ihm schuldet.

Da musste man durchatmen und das konnten die Zuhörer – in der Pause, in Gesprächen mit sich und dem Autor, an den Biertischen.

Danach wurd’s lustiger – dabei nicht weniger bitter. Uwe Stöß will – und kann – auch anders. Mit gleicher Sprachgewalt präsentiert er nun seine kurzen Erzählungen aus dem Hier und Heute, von dir und mir (also: eher von denen Nebenan). Da bleibt keine Lachträne ungerollt und man fühlt sich trotz der Nähe doch irgendwie wohler. Oder wer kennt etwa keinen, der in Läden „Für Eltern, die ihre Kinder lieben – Bio- und pädagogisches Spielzeug“ nicht schon mal überfordert war, sich in Sendungen, die eigentlich gar keiner guckt, über das doofe Blondchen „gefreut“ hat und den Chinesen, der stetig lächelnd den Verkehr aufhält, hinter seine Mauer gewünscht hat.

Dann, nach Gefühl viel zu früh, ist die Lesung zu Ende. Aber man kann ja „nachlesen“. Beide Bücher – 1. Teil: Zwei Etagen unter der Hölle, 2. Teil: Das zieht alles Kreise – sind im Verlag für Freunde erhältlich und freuen sich auf Leser. Noch toller wird’s mit dem Vorleser.

Herzlichen Dank an die großen „Kleinen Meister“, es bedarf einer Wiederholung.