Carsten Busse – Premiere Black Square

Black Square – Leider 33 Jahre anonym

Der Verlag für Freunde hat jetzt etwas möglich gemacht, an dem selbst google und Wikipedia scheitern: Wir haben für euch/Sie von und über die Künstlergruppe black square erfahren, die sonst in ihrer selbst gewählten Unsichtbarkeit verschollen wäre.

Black Square, die erste Ausgabe der neuen Verlagsreihe kontext:kunst, herausgegeben von Carsten Busse, wurde am 18. Mai 2016 ab 18:30 Uhr in der Kunsthalle der Sparkasse präsentiert. Danke an die Kunsthalle der Sparkasse und an Axel Thielmann, seines Zeichens vertraute Stimme aus Rundfunk und Radio des mdr und nicht wegzudenken aus Mitteldeutschlands Kulturbetrieb, dass sie auch Unbekannten(m) Stimme und Ort gegeben haben.

Jedem ist klar, dass, wenn wir etwas nicht sehen, es sich auch nicht einprägen kann. Wer aber sagt, dass dieses nicht Gesehene in Vergessenheit geraten muss? Carsten Busse, freier Künstler in Leipzig und von 1991-2004 Mitglied der Leipziger Künstlergruppe solitaire factory, fasst in seinem Projekt die Arbeit von Black Square zusammen. 1982 in Westberlin gegründet, erweitert die Gruppe für sich das Konzept des Suprematismus von Kasimir Malewitsch auf die absolute Nichtrezipierbarkeit ihrer Kunst durch Nichtöffentlichkeit und die eigene Anonymität. Denn dies bedeutet den Künstlern höchstes Gut: Nichtvereinnehmbarkeit durch den kommerzialisierten Kunstbetrieb.

Schon bei ihrer Gründung beschließt die Gruppe, dies nun nachzulesen im endlich veröffentlichten Manifest Nr. 1, sich 2015 aufzulösen, 100 Jahre nach Entstehung des berühmtesten Kunstwerkes von Kasimir Malewitsch: Schwarzes Quadrat. Dieses Black Square gibt der Gruppe Name und Zeichen.

Glücklicherweise steht im erwähnten Manifest auch, dass die Künstler im letzten Jahr des Bestehens die Öffentlichkeit suchen. Die findet die Gruppe per Interview (selbstverständlich nur telefonisch und per Email) in Carsten Busse, der die Geschichte aufschreiben durfte. Dieser erste Band der Reihe kontext:kunst berichtet nun chronologisch Seite für Seite von den Projekten der Gruppe, die teilweise an historische Ereignisse angelehnt sind und in der Anonymität stattgefunden haben – oder auch nicht. In einem begleitenden Dia-Vortrag konnte sich das Publikum einen bildlichen Eindruck von der Tätigkeit der Gruppe machen, selbstverständlich nur rekonstruiert, denn dokumentiert und verwahrt hat die Gruppe nichts.

Es wurde viel nachgedacht und geschmunzelt an diesem Abend, viele Fragen sind offen geblieben. Antworten gibt es nur bei Kauf des Bändchens – oder auch nicht. Ganz Kunstbetrieb.

Jule/Kathrin